Wertvoller Lebensraum für Insekten und Kleinstlebewesen
Blühwiesenprojekt für mehr Biodiversität
In Münsters City breiten sich rund um verschiedene Hochschulgebäude Wildblumen mit ungewöhnlichen Namen wie Wiesen-Pippau, Scharfer Hahnenfuß, Teufelsabbiss oder Kleiner Odermennig aus. Den Bienen und Schmetterlingen sowie vielen weiteren Insekten scheint das sehr zu gefallen, denn sie flattern und summen in großer Zahl zwischen den Blüten hin und her. Ausgesät hat die insektenfreundlichen Wildblumen und Gräser der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) in enger Abstimmung mit der Universität Münster. Mit rund 2.000 Quadratmetern ist die größte Blumenwiese am Leonardo-Campus entstanden, kleinere Blühflächen befinden sich im Schlossgarten, am Bispinghof, der Scharnhorst- oder Einsteinstraße und vielen weiteren Orten. „Nachhaltigkeit und Klimaneutralität spielen für uns eine immer größere Rolle“, sagt Markus Vieth, technischer Leiter der Niederlassung Münster des BLB NRW. „Neben der vom Land angestrebten bilanziellen Klimaneutralität bis 2030 ist auch die Klimaresilienz, also die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels, ein wichtiger Aspekt. Dazu gehören auch Artenvielfalt und Biodiversität.“
Mit einfachen Mitteln viel erreichen
Die Ursachen für das globale Insektensterben und den Artenschwund sind vielfältig. Etwas dagegen zu unternehmen, ist aber gar nicht so kompliziert. „Wir haben mit einfachen Mitteln viel erreicht“, zieht Sebastian Siebrecht vom Gebäudemanagement der Universität eine positive erste Bilanz. „Die Wildblumen sehen viel schöner aus als die gestutzten Rasenflächen, sie sind ein sinnvoller und effektiver Beitrag zum Natur- und Artenschutz und wir haben weniger Pflegeaufwand.“ Bei den Blumenwiesen müssen die Gärtner der Universität nur noch einmal im Herbst mähen, und dann auch nur die Hälfte der Fläche. Die übrigen Blumen und Gräser bleiben bis zum nächsten Jahr stehen, um den Insekten ganzjährig Nahrung und Lebensraum zu bieten.
Zudem hat der BLB NRW für die Einsaat bewusst robuste Pflanzen ausgewählt, die wenig Pflege benötigen. „Die Saatmischungen mit über 60 verschiedenen Wildblumen und Gräsern hat ein von uns beauftragtes Ingenieurbüro individuell für die jeweiligen Standorte zusammengestellt. Durch die Auswahl wollten wir nicht nur wertvollen Lebensraum für Insekten schaffen, sondern unter anderem vermeiden, dass die Flächen bei Trockenheit gewässert werden müssen“, erklärt Petra Jakob vom Projektteam des BLB NRW, das auch insektenfreundliche Blühstauden, Sträucher und Bäume pflanzen ließ. Für alle Beteiligten war die naturnahe Flächengestaltung eine neue Herausforderung, die sie mit sehr viel Engagement angegangen sind. Entsprechend groß ist jetzt die Freude über den Erfolg.
Naturnahe Flächen in der Stadt erfordern Umdenken
Mit den insektenfreundlichen Blühflächen verändert sich auch ein Stück weit das Stadtbild. „Die meisten von uns sind an Blumenrabatten und kurz geschnittene Rasenflächen gewöhnt. Wenn verblühte Wildblumen im Herbst stehenbleiben, wird das möglicherweise nicht allen gefallen“, sagt Markus Vieth. Um die Akzeptanz zu erhöhen, hat der BLB NRW an den großen Blühwiesen Infotafeln aufgestellt. Darüber hinaus möchten die Beteiligten mit den Schildern möglichst viele zum Nachahmen motivieren. Die naturnahe Gestaltung der Grünflächen im städtischen Raum erfordere ein Umdenken. „Vielleicht können wir mit unseren Blühwiesen dazu einen Beitrag leisten.“