Pressemitteilung |

Oase mitten in Münster langfristig erhalten

Sanierung der Schlossgräfte erfolgreich abgeschlossen

Münster | Niederlassung Münster

Auf einem Baumstamm sonnt sich eine Wasserschildkröte, einige Meter weiter döst ein Fischreiher im Uferbereich, dicht unter der Wasseroberfläche ziehen Karpfen vorbei – die Tierwelt hat die umfassende Sanierung der Schlossgräfte in Münster offenbar gut überstanden. Mehrere Monate lang hatte der Eigentümer des Gewässers, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), die Gräfte mit einem Saugschwimmbagger entschlammt. Dabei wurden rund 13.000 Tonnen Sedimente entfernt. Bei einem Vor-Ort-Termin informierten sich jetzt Vertreterinnen und Vertreter von der Bezirksregierung Münster sowie der Stadt über den Ausgang der Sanierungsmaßnahme.

© BLB NRW
Eine kleine Oase für Pflanzen, Tiere und Menschen mitten in der Stadt: Die Schlossgräfte in Münster wurde gerade nachhaltig entschlammt.

Die eigentliche Entschlammung hatte der BLB NRW bereits im Mai abgeschlossen. Mittlerweile sind auch die Container und Geräte hinter dem Schloss abgebaut und über die frühere Baustelle ist schon das erste frisch eingesäte Gras gewachsen. „Wir haben so eine Maßnahme ja zum ersten Mal durchgeführt“, zieht die Projektverantwortliche Susanne Eisenhut von der Niederlassung Münster des BLB NRW Bilanz. „Dank der engen und tollen Zusammenarbeit aller Beteiligten ist das Projekt trotz einiger Herausforderungen sehr gut verlaufen“. Gemeinsam mit der Bezirksregierung, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der Stadt Münster sowie der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) als Nutzerin hatte sich der BLB NRW für die besonders schonende Entschlammung mit einem Saugschwimmbagger entschieden. Das Verfahren schützte sowohl das empfindliche Ökosystem als auch die Gräfte selbst, die ein Bodendenkmal ist. Mit den Arbeiten beauftragte der BLB NRW ein niederländisches Unternehmen. In Deutschland ist die Entschlammung mit einem Saugbagger noch nicht so verbreitet, wie Susanne Eisenhut berichtet. „Wir bekommen aber bereits Anfragen, auch aus anderen Bundesländern, zu unseren Erfahrungen mit diesem Verfahren.“

Schonendes Verfahren hat Ökosystem und Bodendenkmal geschützt

Die Entschlammung war notwendig geworden, da sich durch herabfällende Blätter von den Bäumen im Uferbereich auf dem Gräftenboden Ablagerungen angesammelt hatten. Der Zersetzungsprozess entzieht dem Wasser Sauerstoff. Gerade bei hohen Temperaturen kann das für Fische und Organismen zum Problem werden. „Deshalb sind wir froh, dass wir die Maßnahme noch vor Sommerbeginn erfolgreich abschließen konnten“, sagt Melanie Sauerbier, die kaufmännische Leiterin der Niederlassung Münster des BLB NRW. 

So schonend das Verfahren ist, das damit beauftragte Unternehmen behielt die Pflanzen- und Tierwelt in allen Projektphasen genau im Blick. „In der Umgebung von Brutplätzen haben wir die Arbeiten verschoben. Und rund um die Bäume am Ufer haben wir an einigen Stellen die Sedimente nicht abgesaugt, um Flachwasserbereiche für Fische, Amphibien und Insekten zu erhalten“, so Gero Buchartz von der ausführenden Firma Kurstjens. Die von Unbekannten in der Gräfte ausgesetzten Wasserschildkröten hätten die Baggerführer auch schon mal per Hand umgesetzt.

© BLB NRW
Überzeugten sich vor Ort vom Ergebnis der Schlossgräften-Sanierung (von links): Gero Buchartz (Fa. Kurstjens) Susanne Eisenhut (BLB NRW), Karin Geißler und Nils Ochmann (Bezirksregierung Münster), Aurelia Dickers (Stadt Münster), Gerd Jaeger (BLB NRW) und Dirk Dreier (Stadt Münster).

Dirk Dreier, zuständig für den Artenschutz beim Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadt Münster, ist mit dem Ergebnis der Sanierung denn auch sehr gut zufrieden. „Von den unterschiedlichen Verfahren zur Entschlammung haben wir mit dem Saugbagger sicherlich genau die richtige Wahl für die Schlossgräfte getroffen. Der durch die Arbeiten bedingte Eingriff in das Ökosystem wird sich schnell wieder ausgleichen mit insgesamt deutlich positiver Bilanz.“ Auch aus Sicht von Nils Ochmann, bei der Bezirksregierung Münster zuständig für Denkmalschutz und -pflege, ist die Sanierung erfolgreich verlaufen. „Da der Bagger nur oberflächlich im Schlamm gearbeitet hat, blieben sowohl das Bodendenkmal als auch mögliche archäologische Funde in tieferen Erdschichten unberührt.“

Traurige Funde: Jede Menge Flaschen, Räder und Fahrradteile

So förderte die Entschlammung auch keine wertvollen Entdeckungen zutage. „Dafür haben wir neben 13.000 Tonnen Schlamm und Sand leider auch jede Menge leerer Flaschen aus der Gräfte herausgeholt“, berichtet Susanne Eisenhut. „Nicht wenige Menschen verwechseln das Gewässer offenbar mit einem Abfalleimer“, bedauert die Architektin. Auch Fahrräder und Fahrradteile wie Ritzel und Speichen gehörten zu den traurigen Funden. Zumindest für kurze Zeit hat der BLB NRW die Gräfte also auch vom Abfall befreit. Der Effekt der Entschlammung soll mit 20 bis 30 Jahren deutlich länger anhalten. Aktuell stimmt die Niederlassung Münster mit den beteiligten Institutionen zudem die Möglichkeit ab, im Herbst das Laub von der Wasseroberfläche zu saugen. 

„In jedem Fall behalten wir gemeinsam mit der WWU den Zustand der Gräfte genau im Blick“, betont Melanie Sauerbier. „Die aktuellen Wetterereignisse durch den Klimawandel zeigen besonders deutlich, wie wichtig solche kleinen Oasen in unseren Städten für Pflanzen, Tiere und Menschen sind. Diese zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe."

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