Pressemitteilung |

Entschlammung Schlossgräfte: Ökologisches Kleinod langfristig für Münster erhalten

Münster | Niederlassung Münster

Sie ist ein ökologisches Kleinod mitten in der Stadt: die Schlossgräfte in Münster. Sternförmig umfließt sie Schloss und Schlossgarten und bietet im Wasser und Uferbereich zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum. Sogar Eisvogel, Kormoran und Waldkauz gehören dazu. Für die Menschen ist die Gräfte ein geschätzter Erholungsraum. Um all das langfristig zu erhalten, saniert der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) als Eigentümer von Schloss und Schlossgarten seit November das Gewässer und entschlammt die Gräfte. Mit den beteiligten Institutionen und Behörden fand jetzt ein Ortstermin statt.

© BLB NRW
Vor Ort an der Schlossgräfte
Informierten sich vor Ort über das Verfahren zur Entschlammung der Schlossgräfte: Walter Froese von AF-Ingenieure, Melanie Sauerbier, Gerd Jaeger, Susanne Eisenhut und Antje Nitschke vom BLB NRW, Dr. Jan Markus von der Stadt Münster und Dr. Joachim Kremerskothen von der WWU (vorne von links nach rechts). Stefan Brück von der Kurstenjs GmbH, Eberhard Dieckmann von der Stadt Münster, Nils Ochmann von der Bezirksregierung, Dr. Dennis Bauer und Daniel Kuhmann von der WWU. (hinten von links nach rechts)

Langsam schwimmt der kleine Pontonbagger über die Schlossgräfte. Dabei beschreibt er regelmäßige Halbkreise von einem Ufer zum anderen. Seine Arbeit verrichtet er für die Umstehenden unsichtbar. Denn der Schneidkopf mit Sauger befindet sich rund zwei Meter tief auf dem Gräftenboden. Hier löst ein Spezialwerkzeug den Schlamm und saugt ihn ab. Ein besonders schonendes Verfahren, für das sich der BLB NRW gemeinsam mit den Beteiligten nach sorgfältiger Planung entschieden hat. „Die Schlossgräfte ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern als Bodendenkmal auch von kultureller Bedeutung“, sagt Melanie Sauerbier, kaufmännische Leiterin der Niederlassung Münster des BLB NRW. „Deshalb stimmen wir alle Maßnahmen im Detail mit der städtischen Denkmal- und Wasserbehörde sowie der Denkmalpflege der Bezirksregierung und der Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ab.“ Außerdem ist die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) als Nutzerin von Schloss und Schlossgarten mit von der Partie. Unter anderem begleiten Prof. Dr. Elisabeth Meyer und Prof. Dr. Bettina Zeis vom Fachbereich Biologie die Sanierung mit ihren Studierenden wissenschaftlich.
Die Entschlammung der Gräfte ist notwendig, weil sich im Laufe der Jahre immer mehr Ablagerungen auf ihrem Grund angesammelt haben. Diese entstehen vor allem durch das herabfallende Laub aus dem teilweise sehr alten Baumbestand. Bei der Zersetzung der Blätter wird Sauerstoff verbraucht, der dann im Gewässer fehlt. Schlimmstenfalls kann das Gewässer „umkippen“, was zum Absterben der meisten Organismen führen würde. 

Mit der Entschlammung der Gräfte hat der BLB NRW ein hoch spezialisiertes Unternehmen beauftragt. „Die Firma kommt aus den Niederlanden, wo man sich wegen der vielen Grachten und Wasserwege sehr gut mit der Sanierung von Gewässern auskennt“, berichtet Susanne Eisenhut vom BLB NRW-Projektteam. Auch wenn der Schwimmbagger auf der Gräfte eher unscheinbar aussieht, ist das gesamte Verfahren sehr komplex. In 30 Zentimeter-Schritten saugt der Bagger den Schlamm vom Gräftengrund. Über Schläuche im Gewässer gelangt das Material zu einer neben der Schlossbrücke aufgebauten Anlage, die an Ort und Stelle den Schlamm von Wasser und Sand trennt. Das Wasser wird direkt wieder in die Gräfte geleitet, der Sand später zum Bauen genutzt. Rund 1.600 Tonnen Schlamm und Sand hat das Unternehmen bereits aus der Gräfte entfernt. Bis zum Ende der Maßnahme rechnet der BLB NRW mit mehr als 15.000 Tonnen.
So schonend die Entschlammung mit dem Saugbagger ist, stellt sie dennoch einen Eingriff in das Biotop des Gewässers dar. Was sich dabei genau in der Gräfte anspielt, schauen sich Biologen der WWU genauer an. Schon mehrere Bachelor- und Masterarbeiten befassten sich mit der Biologie der Gräfte. So hat beispielsweise ein Student in seiner Masterarbeit den Fischbestand untersucht, zu dem Rotaugen, Hechte, Karpfen, Flussbarsche und Moderlieschen gehören. „Darüber hinaus haben wir in den vergangenen zwei Jahren in sehr vielen Projekten ganz unterschiedliche Parameter der Gräfte dokumentiert, wie den Sauerstoffgehalt des Wassers, seine Temperatur und welche Organismen sich im Schlamm befinden“, berichtet Prof. Zeis. „Nach Abschluss der Sanierung werden wir dann noch einmal die Gräfte untersuchen und mit dem ökologischen Zustand vor der Entschlammung vergleichen.“

Für Melanie Sauerbier vom BLB NRW ist die Zusammenarbeit mit der WWU ein echter Gewinn: „Das Thema Nachhaltigkeit wird für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb immer wichtiger. Dabei haben wir nicht nur unsere Gebäude im Blick, sondern auch die nicht bebauten Flächen. Mit der Sanierung eines unter Denkmalschutz stehenden Gewässers haben wir aber nicht alle Tage zu tun. Deshalb ist die wissenschaftliche Evaluierung der Maßnahme für uns besonders interessant“, sagt die Niederlassungsleiterin. „Der gute Gewässerzustand soll ja möglichst lange anhalten.“ Und natürlich profitieren auch die Studierenden von einem spannenden Forschungsprojekt direkt vor der Haustür.

Die Entschlammung soll Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Bis dahin wird der Spezialbagger noch das Bild der Schlossgräfte mitprägen und auf dem Gewässer seine Bahnen ziehen.

Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:

Stellenangebote
Nach oben