Sanierung der Bundeswehr-Sportschule in Warendorf

Ein Laufbahntunnel für neue Rekorde

In der Sportschule der Bundeswehr fallen bei Militärweltmeisterschaften regelmäßig die Rekorde. Bis zu 3.000 Soldaten nehmen hier zudem jährlich an Lehrgängen teil – inzwischen unter besseren Bedingungen denn je. Die frisch sanierte Leichtathletikhalle hat unter anderem einen deutschlandweit einzigartigen Laufbahntunnel erhalten.

Warendorf im Münsterland ist ein traditionsreicher Ort für sportliche Höchstleistungen: Die Pferdestadt ist vor allem für das Landgestüt bekannt und hat schon so einige Olympiasieger hervorgebracht. Der Reiter Hans Günter Winkler dürfte der berühmteste sein, doch die westfälische Mittelstadt verhilft auch Athleten anderer Disziplinen zu sportlichen Ehren. Ob in Leichtathletik, beim Schwimmen oder in allen Ballsportarten: Regelmäßig finden auf dem Gelände der Georg-Leber-Kaserne, bekannt als Sportschule der Bundeswehr Warendorf, Militärweltmeisterschaften statt. Nur an wenigen anderen Orten in Deutschland dürften die Trainings- und Wettkampfbedingungen für Sportler so gut sein wie hier – auch wegen der sanierten Leichtathletikhalle, die der BLB NRW für die Bundeswehr mit einem maßgeschneiderten Laufbahntunnel ausgestattet hat.

Beste Bedingungen für sportliche Aus- und Weiterbildungen

Auf einer Fläche von rund 40 Hektar finden sich auf dem Gelände der Kaserne ein Fußball- und Leichtathletikstadion für 8.000 Zuschauer – Flutlichtanlage inklusive. Zwei Schwimmhallen (50 m und 25 m) für 600 Zuschauer, eine Reithalle, Konditionsräume, Mehrkampfanlagen, Beachvolleyballfelder und mehrere Spiel- und Trainingsflächen für diverse Sportarten ergänzen den Komplex.
Die Bundeswehr bildet hier junge Unteroffiziere und Offiziere zu Sportausbildern aus. Soldaten lernen hier außerdem, wie sie sich auf ihren Auslandeinsätze fit halten, wo die Bedingungen dafür meist weniger gut sind. Zusätzlich gibt die Bundeswehr Spitzensportlern die Möglichkeit, sich während ihrer Dienstzeit verstärkt dem Training in ihrer Disziplin zu widmen. Der Anspruch der Sportler an die Sportgeräte und -anlagen ist folglich hoch. Infrastruktur, Ausbildung und Trainingsprogramme müssen stets auf der Höhe der Zeit, auf dem neuesten Stand, sein.

  • Sportler in der Halle der Bundeswehr-Sportschule
    © BLB NRW
    Sportler in der frisch sanierten Halle
    Soldaten lernen hier auch, wie sie sich während eines Auslandsaufenthaltes unter erschwerten Bedingungen fit halten.
  • © BLB NRW
    Die Kletterwand in der Sporthalle
    Bei der Sanierung der Sporthalle wurde auch der Kletterbereich deutlich vergößert.
  • © BLB NRW
    Die Leichtathletikhalle
    Die Laufbahn führt zum Teil auch durch das Innere der Leichtathletikhalle.
  • © BLB NRW Bild: Tomasz Paruszewski
    Das Projektteam der Niederlassung Münster
    Heike Henning, Klaus Giesenkirchen und Michael Franke bilden das Team des Projektbüros auf dem Gelände der Bundeswehr in Warendorf.

Projektbüro vor Ort ermöglicht gute Zusammenarbeit

Der BLB NRW unterhält inmitten des Sportschulgeländes ein Projektbüro. Drei Mitarbeiter kümmern sich vor Ort um alle Immobilienfragen. Einer von ihnen ist Michael Franke, Projektleiter beim BLB NRW, der das Kernstück der Georg-Leber-Kaserne, die große Leichtathletikhalle, beschreibt: „Diese Halle ist eine in der Bundeswehr einmalige Anlage, in der unter anderem eine Weitsprunganlage, ein Beachvolleyballfeld und eine Kletterwand untergebracht sind“. Sogar das Hammerwerfen lässt sich hier trainieren. Ein großes Fangnetz verhindert, dass das Wurfgerät weiter fliegt, als es – zumindest in der Trainingshalle – soll. Ein Raum ist zudem für die sogenannte Military Fitness vorgesehen. Darin stehen Trainingsgeräte, die genau auf die Bedürfnisse von Soldaten abgestimmt sind.

In den späten Siebzigern erbaut, war die Halle inzwischen in die Jahre gekommen. Duschen und Kabinen entsprachen nicht mehr dem heutigen Standard, weshalb die Niederlassung Münster des BLB NRW sie ebenfalls sanierte. „Wir haben die Sanitäranlagen, die Beleuchtung, die Elektro- und Heizungs- sowie die Lüftungstechnik erneuert“, so Franke. Auch die sportlichen Einrichtungen wurden modernisiert. So erhielt die 110-Meter-Hürdenstrecke eine digitale Zeitmessung. Böden wurden ausgetauscht und die Kletterwand auf eine Höhe von elf Metern erweitert.

Daten und Fakten

  • Gesamtgeländefläche der Sportschule: ca. 40 Hektar
  • Gesamtsanierungsfläche: 4.000 m2
  • davon Laufbahntunnel: 265 m2
  • Glasfläche Laufbahntunnel: 600 m2
  • Bauzeit Laufbahntunnel: 01/2016 bis 12/2017
  • Gesamtinvestition: 5,6 Mio. €

Laufbahntunnel für Athleten stößt auf Begeisterung

Die größte Herausforderung für den BLB NRW war bei diesem Projekt die Laufbahn der Halle: Die Bundeswehr benötigte – nachdem die Sanierung schon begonnen hatte – eine möglichst lange und vor allem witterungsunabhängige Leichtathletik-Rundlaufbahn. Grund dafür sind medizinische Untersuchungen, denen zufolge Sprints durch enge Kurven auf Dauer ungesund sind. Die Belastung auf die Gelenke ist dort kurzzeitig extrem hoch, daher waren weite Kurven gewünscht. Die neue Rundlaufbahn sollte deshalb 200 Meter lang sein. Die lange Rundlaufbahn stellte für den BLB NRW eine knifflige Aufgabe dar, denn die Läufer sollten anderen Sportlern in der Halle natürlich nicht in die Quere kommen.

„Wir haben die Halle an zwei Stellen geöffnet“, erzählt Franke. So führt ein Teil des Ovals durch die bestehende Halle, der andere Teil außen herum. Für den außen liegenden Teil wurde ein Tunnel gebaut. Die Wände und Decken sind verglast und mit einem Sonnenschutz versehen, sodass Läufer auf der gesamten zweibahnigen Rundstrecke sowohl in der Halle als auch im Tunnel nahezu gleiche Bedingungen vorfinden und keinen wetterbedingten Unwägbarkeiten ausgesetzt sind. „Wir haben von Sportlern und Verantwortlichen der Bundeswehr bislang nur positive Resonanz auf unsere Lösung bekommen, nicht zuletzt auch weil der Laufbahntunnel optisch gelungen ist“, sagt Franke. Ein weiterer Vorteil: Die Bundeswehr kann nun mehr Trainingsgruppen als zuvor zur selben Zeit in der Halle betreuen. Diese rein praktische Verbesserung ist nur eine Seite der Medaille. Denn auch andere Institutionen profitieren vom Laufbahntunnel: „Der Bau des Tunnels ist auch wegen der Zusammenarbeit mit Hochschulen und wissenschaftlichen Instituten sowie für das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr von großer Bedeutung“, weiß Franke. 5,6 Millionen Euro hat der Bund aufgewendet, um die Halle auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. „Das Budget haben wir konsequent eingehalten“, sagt Franke.


Heike Henning Bild: Tomasz Paruszewski, © BLB NRW

Heike Henning

Projektmitarbeiterin der Niederlassung Münster im Kundenbüro Warendorf

Sie sind Teil eines dreiköpfigen BLB NRW-Teams vor Ort in Warendorf. Wie klappt die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr?

Die örtliche Nähe hat viele Vorteile. Man kennt seine Ansprechpartner seit einigen Jahren. Die Wege sind kurz und die Reaktionszeiten schnell.

Verspüren Sie so etwas wie eine persönliche Bindung zur Kaserne?

Ja, das kann man sagen. Wir kommen alle hier aus der Gegend. Meine Kinder haben in der Schwimmhalle schwimmen gelernt. Das verbindet. Die Liegenschaft ist überall in Deutschland bekannt. Und wir sitzen mit unserem Büro mittendrin. Da empfinden wir es schon als etwas Besonderes, für diese bedeutende Einrichtung arbeiten zu dürfen.

Der Auftrag der Bundeswehr für den Laufbahntunnel kam erst, als Sie bereits mit der Sanierung der Leichtathletikhalle begonnen hatten. Was bedeutete das für Ihre Planungen?

Wir mussten einiges über den Haufen schmeißen und zum Beispiel die Sprunganlage neu planen. Außerdem mussten wir die dabei entstandenen Kosten über einen Nachtrag im Budget genehmigen lassen. Letztlich hat aber alles gut geklappt. Sportler und Truppe sind sehr froh, dass sie den Tunnel haben und die Halle wieder nutzen können.

Das Gelände der Kaserne ist sehr groß und verfügt über eine Vielzahl an Einrichtungen. Bestimmt gibt es ständig Renovierungs- und Sanierungsbedarf. Was steht als nächstes an?

Ja, das nächste Projekt ist tatsächlich schon gestartet. Im denkmalgeschützten Bereich der Kaserne aus den Dreißigerjahren steht die Sanierung der Reitställe an. Das hört sich einfach an, ist aber umfangreicher als man zunächst annimmt. Der erste von zwei Pferdeställen wurde bereits Ende 2019 saniert und beherbergt schon Pferde. Die Boxen sind neu zugeschnitten worden, damit die Pferde mehr Platz haben. Außerdem haben wir zusätzliche Fenster eingesetzt, sodass die Pferde hinausschauen können. Der zweite Stall wird im Moment noch umgebaut. Es geht um insgesamt 40 Boxen für die Pferde. Hinzu kommen spezielle Krankenboxen und ein „Solarium“ für die Tiere, aber auch Sozial- und Besprechungsräume für die Beschäftigten.

Vielen Dank für das Gespräch!


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