Ein Ort der Bücher und der Begegnung

Neubau Johannes Rau-Bibliothek

Es gibt zwei Dinge im Leben von Johannes Rau, die den langjährigen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen zeitlebens begleitet haben. Das waren zum einen Bücher, vor allem aber der Wunsch nach Ausgleich und Verständigung, der sich in seinem viel zitierten Lebensmotto „Versöhnen statt spalten“ manifestiert hat.

Ministerpräsident Hendrik Wüst eröffnet das Johannes Rau-Zentrum vor dem Publikum.
© BLB NRW
Eröffnungsrede zum Johannes Rau-Zentrum

Ministerpräsident Hendrik Wüst eröffnet das Johannes Rau-Zentrum.

Die Bücherliebe des 1931 geborenen Wuppertalers begann im Oktober 1948, als er eine Lehre als Verlagsbuchhändler antrat. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung blieb er den Büchern treu, arbeitete als Verlagsgehilfe und Lektor, bevor er in die Leitung eines Verlages wechselte. 1958 wurde der Sozialdemokrat in den Landtag Nordrhein-Westfalens gewählt. Diesen verließ er erst 1999, als er der achte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland wurde. In seine Amtszeit als nordrhein-westfälischer Wissenschaftsminister fiel die Gründung der Gesamthochschulen, von denen eine 1972 in seiner Heimatstadt Wuppertal entstand, die Vorläufereinrichtung der heutigen Bergischen Universität Wuppertal (BUW). Als Politiker setzte sich Rau immer für eine offene und tolerante Gesellschaft sowie die Integration und Verständigung zwischen Menschen, Kulturen und Religionen ein. Auch dabei spielten Bücher eine wichtige Rolle, denn die Privatbibliothek des begeisterten Sammlers war regelmäßig ein Ort des Austauschs und der Begegnung.

DIE JOHANNES RAU-BIBLIOTHEK IN ZAHLEN

  • Beginn Erd- und Rohbauarbeiten: September 2020
  • Übergabe: Dezember 2022
  • Fläche Bibliotheksgebäude: 265 m²
  • Regale für bis zu 5.000 Bücher
  • Platz für bis zu 60 Veranstaltungsgäste
Im Nachlass: ein Wunsch und 16.000 Bücher

Nach dem Tod von Johannes Rau sollte dieses Erbe bewahrt werden. Unter seinem Lebensmotto „Versöhnen statt spalten“ entstand an der BUW die Idee, ein Bibliotheksgebäude mit Begegnungszentrum für Veranstaltungen, Symposien und Lesungen zu schaffen, in dem Gesellschaft, Politik und Wissenschaft miteinander in den Dialog treten können. Auch ein Teil der etwa 16.000 Bände umfassenden Büchersammlung sollte in der geplanten Johannes Rau-Bibliothek ein neues Zuhause erhalten. Nachdem die Idee zum fertigen Plan herangereift war, rückten im September 2020 die Bagger auf dem Campus Freudenberg an und begannen mit dem Ausheben der Baugrube. 

  • Die Regale beherbergen die private Sammlung Raus.
    © BLB NRW
    Reichhaltiges Wissen

    2.600 Bücher aus der Privatsammlung Raus haben ein neues Zuhause gefunden. 

  • Eine visualisierte Außenansicht der Johannes Rau-Bibliothek.
    © BLB NRW
    Außenperspektive der Bibliothek

    Eine visualisierte Außenansicht der Johannes Rau-Bibliothek.

  • Eine äußere Ansicht des neuen Zentrums mit Blick auf die das imitierte Bücherregal.
    © BLB NRW Bild: Felix Hüsch-Waligura
    Stilvolle Gestaltung

    Ziel war es, auf dem Campus Freudenberg Raum für lebendige Diskussionen zu schaffen.

Ein Gebäude überzeugt mit Form und Funktion

Als die geladenen Gäste zur feierlichen Einweihung erscheinen, präsentiert sich ihnen ein repräsentatives Gebäude, das mit dem Gästehaus zur Linken und einem gläsernen Verbindungsgang dorthin einen kleinen Vorplatz umrahmt, der sich einladend zur Straße hin öffnet. Die eigentliche Johannes Rau-Bibliothek zur Rechten verrät schon von außen ihre Bestimmung, denn die rauen und wie grob behauener Stein anmutenden Betonflächen der Fassade werden nach außen zu drei Seiten hin von Kuben durchbrochen. Diese erinnern mit ihrer horizontalen Gliederung sowie den verschieden breiten, hochkant stehenden Holzelementen aus Sibirischer Lärche an Bücher in Regalen. Am Ende des Platzes betritt man nach rechts den verglasten Eingangsbereich mit dem Foyer und einer Garderobe. Von hier aus gelangt man sowohl in den Bibliotheksraum als auch zum Gästehaus der Universität sowie zur Fachbereichsbibliothek des Campus. Der Neubau mit seinen verglasten Verbindungsgängen vereint also nicht nur Bücher und Menschen, sondern auch die beiden Bestandsgebäude, sodass man bei Regen trockenen Fußes von A nach B kommt.

Viel Raum für Bücher und Begegnungen

Der Bibliotheksraum ist multifunktional als Lesesaal und Veranstaltungsraum ausgelegt und bietet Platz für bis zu 60 Gäste. Von hier aus gehen Nischen mit Bücherregalen und Vitrinen nach außen ab und bilden die vorweg erwähnten Kuben. In den kleinen Seitenräumen haben bis jetzt mehr als 2.600 literarische Raritäten aus der Sammlung von Johannes Rau ihren Platz gefunden. Die Bücher werden teilweise in gesicherten Vitrinen ausgestellt, wo sie einen Blick auf die Widmungen von vielen namhaften Persönlichkeiten gewähren. Die Einbauten und Möbel, die Türen und der Parkettboden sind in Eiche gehalten. Der warme Farbton des Holzes und die glatt geschliffenen Oberflächen stehen auch im Inneren in einem starken Kontrast zu den Betonwänden, die unverputzt rau und grau relativ kühl wirken. Und so sind hier nicht nur die Bücher und das Lebensmotto, die Johannes Rau ein Leben lang begleitet haben, in einem Gebäude vereint, sondern auch zwei komplett gegensätzliche Materialien, die sich zu einem harmonischen Ganzen verbinden – sicherlich ganz im Sinne des früheren Landesvaters.  

  • V. l. n. r.: BLB NRW-Niederlassungsleiterin Elke Kolfen, Universitätsrektor Prof. Dr. Lambert T. Koch, die Künstlerin Prof. Leunora Salihu, Bibliotheksdirektor Uwe Stadler, Eberhard Robke (Förderer des Kunstwerks), Christina Rau, Ministerpräsident Hendrik Wüst, Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal) und Architekt Jochen König.
    © BLB NRW
    Verantwortliche und Beteiligte

    V. l. n. r.: BLB NRW-Niederlassungsleiterin Elke Kolfen, Universitätsrektor Prof. Dr. Lambert T. Koch, die Künstlerin Prof. Leunora Salihu, Bibliotheksdirektor Uwe Stadler, Eberhard Robke (Förderer des Kunstwerks), Christina Rau, Ministerpräsident Hendrik Wüst, Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal) und Architekt Jochen König.

  • Detailaufnahme der Fassade, die aus Holz und Beton besteht.
    © BLB NRW
    Natürliche Fassade

    Der Beton wurde stellenweise so behauen, dass er wie Naturstein aussieht. 

  • Die Künstlerin Leunora Salihu hat für den Vorplatz ein sichtbares Symbol der Begegnung geschaffen.
    © BLB NRW
    Ein Ort der Begegnung

    Die Künstlerin Leunora Salihu hat für den Vorplatz ein sichtbares Symbol der Begegnung geschaffen.

  • Bücherregale wurden aus Sibirischer Lärche und in Form von Holzelementen draußen vor dem Gebäude nachgestellt.
    © BLB NRW
    Repräsentative Darstellung

    Senkrechte Holzelemente aus Sibirischer Lärche erinnern an Bücher im Regal.


Dieser Beitrag erschien 2024 in unserer Publikation "Einblicke". Die vollständige Ausgabe finden Sie hier.

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