Ein modernes Denkmal geht Richtung Zukunft
Etwa einen Kilometer vom historischen Kern der Stadt Lemgo entfernt liegt das Hauptgebäude der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL). Gebaut wurde es in den 1970er-Jahren, als die Zahl der Studierenden stark anstieg. In dieser Zeit entstanden in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Universitätsgebäude ähnlicher Bauart.
Das Hauptgebäude der TH OWL hebt sich mit seinem individuellen Erscheinungsbild von den übrigen Hochschulbauten dieser Dekade ab. Aufgrund seiner besonderen architektonischen und künstlerischen Gestaltung im Inneren wurde das Gebäude im Jahr 2017 unter Denkmalschutz gestellt. Bis 2022 wurde es umfassend von der BLB NRW Niederlassung Bielefeld modernisiert.

Die TH OWL hat fast 6.000 Studierende, von denen etwa 2.900 in Lemgo studieren. Weitere Standorte der Hochschule sind Detmold und Höxter.
Ein künstlerisches Unikat bewahren
Die Gestaltung des Gebäudes während der Bauzeit erfolgte durch die beiden Künstler Gerhard Hausmann und Karl Ehlers. Das Werk des Detmolder Bildhauers und Zeichners Ehlers prägt bis heute eindrucksvoll das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes. Er gestaltete die Fassaden, die Sichtbetonflächen im Foyer und den Haupteingang. Hier ordnete Ehlers die sechs eckigen Betonstützen, welche die gefaltete Fassade des Audimax tragen, als gegeneinander gedrehte Quader an. Auf unterschiedlichen Höhen ermöglichen kreisrunde Ausschnitte den Durchblick. Daneben modellierte der Künstler die Brüstungselemente der höhengestaffelten Geschosse mit parallel gestreiften Fassadenplatten aus Beton, die sich lebhaft in ihrer Ausrichtung abwechseln. Im Rahmen der Modernisierungsarbeiten wurde der Beton dieser insgesamt 5.100 Quadratmeter Fassade saniert. Nach einem Anstrich erstrahlt diese nun wieder in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild.
Mut zur Farbe
Farbe ist das Stichwort beim Blick ins Foyer. Dieses wurde seinerzeit vom Maler, Grafiker und Bildhauer Gerhard Hausmann gestaltet. Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB NRW, beschreibt das Gesamtkunstwerk so: „Der Hamburger Künstler gestaltete das Foyer durch eine lasierende Behandlung und setzte die unterschiedlichen Richtungen der raugeschalten Betonoberfläche farbig in Szene. Die in kräftigem Ocker belegten Brüstungselemente der Treppen und Zwischenebenen im Foyer sollten durch die gläsern gestaltete Fassade nach außen sichtbar gemacht werden.“ Nach einer sorgfältigen Analyse der historischen Farbgestaltung, der Reinigung und der Beseitigung von Schäden arbeiteten die Restauratorinnen und Restauratoren die einzelnen Elemente von Hausmanns Farbkonzept wieder auf. Gleichwohl wurden dabei auch Kompromisse gemacht: Im Gebäude befanden sich Türen und diverse Wandbekleidungen in einem markanten Grünton, der auf Wunsch der Hochschule und mit Zustimmung der Denkmalpflege bei der Erneuerung nicht wieder aufgegriffen wurde. Eine Herausforderung stellte die aufwendig gestaltete Wabendecke im Foyer dar. Sie entsprach nicht mehr den heutigen Brandschutzanforderungen und wurde deshalb entfernt. Anschließend wurde sie detailgetreu und brandschutzgerecht rekonstruiert, sodass der ursprüngliche Charakter des Denkmals erhalten werden konnte. Nach der Sanierung präsentiert sich das Foyer der Technischen Hochschule in einer hellen und modernen Atmosphäre und kann zukünftig für Versammlungen genutzt werden.
Herausfordernde Arbeiten im laufenden Betrieb
Die Modernisierung des modernen Denkmals begann 2019. Bei der Sanierungsplanung mussten die Belange des Denkmalschutzes mit den Ansprüchen der Hochschule und ihrer rund 3.500 Studierenden in einem Konzept vereint werden: „Für den BLB NRW lag der Fokus der Sanierung in der Verbindung von Anforderungen der Hochschule an eine moderne und zukunftsorientierte Lehr- und Lernumgebung einerseits und dem Erhalt des Denkmalwertes des Hochschulgebäudes andererseits. Während der gesamten Sanierungsarbeiten lief der Hochschulbetrieb, soweit es die Corona-Pandemie zuließ, regulär weiter“, erzählt der Projektverantwortliche Thomas Heßler. Für die aufwendigen Arbeiten in den Sanierungsabschnitten, die parallel zur Forschung und Lehre in den übrigen Bereichen des Gebäudes erfolgten, waren zahlreiche Umzüge erforderlich. Eine gut koordinierte Taktung der Bauphasen sowie die gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden und Studierenden der TH OWL hat die reibungslose Umsetzung möglich gemacht. Abbrucharbeiten fanden lediglich in der vorlesungsfreien Zeit statt und für die Lehre wurden übergangsweise Container genutzt. So konnten die Arbeiten effektiv vorangetrieben werden, während der Studienbetrieb ohne nennenswerte Störungen weiterlief.
Modernste Lehr- und Lernbedingungen
Das Gebäude der Technischen Hochschule wurde in Teilen vollständig entkernt. Der Innenausbau sowie die technischen Anlagen wurden erneuert. Neue Raumaufteilungen, Glasseitenteile an den Türen und hellere Abhangdecken schaffen eine angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre in den Lehrräumen. Das Hochschulgebäude verfügt nach der umfangreichen Sanierung über eine moderne Labortechnik und neue, barrierefreie Aufzüge. Darüber hinaus sorgen neu installierte Lüftungsanlagen in den Hörsälen für eine optimale Aufenthaltsqualität. Auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit arbeitet die neue Lüftung hocheffizient, da sie über eine Anlage zur Wärmerückgewinnung verfügt. Über einen Zeitraum von nur 26 Monaten wurden rund 17.000 Quadratmeter Fläche, darunter circa 1.500 Quadratmeter Laborflächen, in vier Bauabschnitten saniert und modernisiert, sodass sich das Gebäude nun wieder mit moderner Technik und einem frischen Aussehen präsentiert. Auch abseits des denkmalgeschützten Hauptgebäudes schreitet die Modernisierung des Hochschulstandorts Lemgo voran. So feierten BLB NRW und Hochschule im Januar 2024 das Richtfest für zwei Laborneubauten, die Bestandsgebäude aus den 1970er-Jahren ersetzen sollen. „Die beiden Bauten zeichnet eine bemerkenswerte gemeinsame Architektursprache aus.
Mit zwei Laborneubauten Richtung Zukunft
Auch abseits des denkmalgeschützten Hauptgebäudes schreitet die Modernisierung des Hochschulstandorts Lemgo voran. So feierten BLB NRW und Hochschule im Januar 2024 das Richtfest für zwei Laborneubauten, die Bestandsgebäude aus den 1970er-Jahren ersetzen sollen. „Die beiden Bauten zeichnet eine bemerkenswerte gemeinsame Architektursprache aus. Die Eigenplanung unseres Hauses wird das Erscheinungsbild des Campus prägen und ihm ein modernes und attraktives neues Entree geben“, erläutert BLB NRW Abteilungsleiter Ante Niggemeier die Besonderheit des Entwurfs. Das Laborgebäude für den Fachbereich Elektrotechnik und Technische Informatik sowie für den Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik umfasst eine Bruttogrundfläche von 4.800 Quadratmetern. Diese sind versetzt auf zwei bzw. drei Geschossen als sogenannte Split-Level angelegt, um eine effiziente und kompakte Gebäudeform zu erreichen. Hier werden unter anderem ein Rollen- und ein Motorenprüfstand errichtet. Dabei muss das anspruchsvolle Gebäude eine Vielzahl von fachspezifischen Anforderungen hinsichtlich Lasten, Schwingungen und Lärm erfüllen. Der Laborneubau für den Fachbereich Life Science Technologies hat eine Bruttogrundfläche von rund 3.400 Quadratmetern. Er verfügt über Labore für die Bereiche Technologie Proteinbasierter Lebensmittel sowie Back- und Süßwarentechnologie. Auch zwei Hörsäle finden im Neubau Platz. Das nahezu quadratische Gebäude verfügt ebenfalls über zwei bzw. drei Ebenen sowie ein Staffelgeschoss auf dem Dach, in dem die aufwendige Technik untergebracht ist. Diese muss, wie das gesamte Gebäude, besondere Hygieneanforderungen erfüllen, die in den lebensmittelverarbeitenden Bereichen sensibel in die Gebäudeplanung zu integrieren waren. Prof. Dr. Jürgen Krahl, Präsident der Technischen Hochschule OWL, sieht in den beiden Laborgebäuden eine Bereicherung: „Das sind hochattraktive, dem neuesten Stand der Technik angepasste Neubauten für Lehre, Praktika und gemeinsame Forschungsprojekte mit Studierenden sowie Partnerinnen und Partnern aus der Wirtschaft. Unsere Studierenden finden in den neuen Laboren Lehr- und Arbeitsmöglichkeiten vor, die ihnen eine hervorragende Ausbildung an der TH OWL ermöglichen.“ So wird an der Technischen Hochschule OWL auch weiterhin an der Zukunft gearbeitet – nur einen Kilometer vom historischen Stadtkern der alten Hansestadt Lemgo entfernt.
"Das sind hochattraktive, dem neuesten Stand der Technik angepasste Neubauten für Lehre, Praktika und gemeinsame Forschungsprojekte. "