Nachhaltiger Holz-Hybridbau für die RWTH
„Modelleisenbahn“ bekommt neue Heimat
(V.l.): Prof. Nils Nießen (Institutsleiter VIA, RWTH), Gabriele Willems (Geschäftsführerin BLB NRW), Ute Willems (Niederlassungsleiterin Aachen, BLB NRW), Prof. Ulrich Rüdiger (Rektor RWTH Aachen).
Das Verkehrswissenschaftliche Institut der RWTH Aachen widmet sich der Erforschung moderner Verkehrssysteme und bekommt jetzt ein neues Zuhause. Künftig wird in dem Neubau auch die Eisenbahntechnische Lehr- und Versuchsanlage (ELVA) ihren Platz finden – eine detailgetreue Versuchseisenbahn, auf der künftige Ingenieurinnen und Ingenieure praxisnah forschen und lernen. Hier können reale Abläufe der Bahnsteuerung und Signaltechnik nachgestellt werden. Zwischen Seffenter Weg und Bahnhof Aachen West entsteht so ein Ort, an dem Lehre, Forschung und nachhaltiges Bauen beispielhaft zusammenfinden. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen modernen Holz-Hybridbau mit begrünter Fassade, den der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) errichtet. Das jetzt gefeierte Stapelfest ist sozusagen das Richtfest bei Modulbauten. Es markiert den symbolischen Abschluss der Modulmontage und einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Forschungsstandort.
Holzrahmen trifft Holzmodul: eine Bauweise mit System
Die Halle besteht aus einer stabilen Holzkonstruktion, die vor Ort zusammengesetzt wird. Beim Holzrahmenbau bilden Balken und Stützen das tragende Gerüst, das mit Holztafeln verkleidet wird, ähnlich wie ein modernes Fachwerk. Ergänzend werden einzelne Bauteile wie Geschossdecken und Treppenhäuser in Beton ausgeführt. Die Büros und Seminarräume entstehen dagegen aus fertigen Holzmodulen, die bereits im Werk komplett vorbereitet werden. Wie bei einem Baukastensystem werden die einzelnen Module dann geliefert, auf der Baustelle passgenau montiert und zu einem Ganzen zusammengesetzt.
Für das VIA wurden 57 solcher Module im Werk hergestellt. Während auf der Baustelle die Fundamente vorbereitet wurden, entstanden die fertigen Raumelemente parallel unter kontrollierten Bedingungen. Das beschleunigt den Bau und sorgt für eine gleichbleibend hohe Präzision.
Schnell, präzise, ressourcenschonend
Die Kombination beider Holzbausysteme verkürzt die Bauzeit erheblich. Da viele Arbeitsschritte bereits im Werk erfolgen, reduziert sich der Aufwand vor Ort – das vereinfacht die Abläufe und minimiert witterungsbedingte Unterbrechungen. Holz als nachwachsender Rohstoff sorgt zusätzlich für eine gute Klimabilanz und bindet CO₂ langfristig. Das Dach des Neubaus erhält zudem eine Photovoltaikanlage, deren erzeugter Strom direkt vor Ort verwendet werden wird. Damit wird der Holzbau zu einem ganzheitlichen System, das Energieeffizienz, Präzision und Nachhaltigkeit intelligent verbindet.
Grünfassade und Regenwassermanagement: Nachhaltigkeit sichtbar gemacht
Eine dreiseitig begrünte Fassade macht den Nachhaltigkeitsgedanken auch nach außen hin sichtbar. Die bepflanzten Paneele werden in Gewächshäusern vorgezogen, auf vertikales Wachstum trainiert und anschließend an der Fassade montiert. Immergrüne Pflanzen und weiße Blüten sorgen das ganze Jahr über für ein lebendiges Erscheinungsbild.
Ein ausgeklügeltes Regenwassermanagement ergänzt das Konzept: Über ein unterirdisches System aus Zisternen und sogenannten Rigolen – unterirdischen Kies- oder Hohlräumen zur Versickerung von Regenwasser – wird Niederschlagswasser gesammelt, gespeichert und zur automatischen Bewässerung der Grünfassade genutzt. Das entlastet das Kanalsystem und verbessert das Mikroklima vor Ort.
„Nachhaltig bauen heißt vorausschauend handeln“
„Wir feiern hier nicht nur den Baufortschritt, sondern auch ein Projekt, das beispielhaft zeigt, wie innovativ und ressourcenschonend Hochschulbauten heute realisiert werden können“, sagt Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB NRW. „Die Kombination aus Holzrahmen- und Holzmodulbauweise, hoher Vorfertigung, Photovoltaik und begrünter Fassade steht für nachhaltiges Bauen und unseren Anspruch, Forschungs- und Lehrgebäude zu schaffen, die funktional, effizient und zukunftsfähig sind.“
„Ein wichtiger Ort für die Mobilität der Zukunft“
Mit dem Neubau erhält eines der traditionsreichsten Institute der RWTH Aachen ein modernes, nachhaltiges Zuhause und einen Ort, an dem die Mobilität von morgen erforscht wird. Auch Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen, betont die Bedeutung des Projekts: „Um uns den großen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen, brauchen wir für die Forschung eine zeitgemäße, nach vorne gedachte Infrastruktur. Das Verkehrswissenschaftliche Institut gewinnt durch den Neubau neue Möglichkeiten, hier entsteht Raum für Forschung, die bei uns allen ankommt – durch die Optimierung des Bahnsystems. Dass dies künftig in einem Holz-Hybridbau stattfindet, passt darüber hinaus hervorragend in die Nachhaltigkeitsstrategie der RWTH.“
Bilder in druckfähiger Qualität stehen Ihnen zum Download hier zur Verfügung:
https://membox.nrw.de/index.php/s/xbX16VKPK3hLaUD
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Jan Pfetzing